Arizona: Endlich Autofahren!
Freitag, 15. November 2013
Endlich Autofahren!
Der Donnerstag begann, und ich wollte also das erste Mal voellig alleine hier mit dem Auto fahren! Nicht, dass die Strecke in irgendeiner Weise kompliziert waere: Eigentlich sind es nur 10 Minuten, links, rechts, rechts und geradeaus... Nur der Rueckweg ist ein wenig schwieriger, da man da unter einer Bruecke durch muss und dann komisch abbiegen muss - dazwischen ist eine grosse Kreuzung, bei der die Ampel, wie ich finde, ein wenig unuebersichtlich ist. Dazu muss man wissen, dass hier die Ampeln nicht direkt dort stehen, wo man halten muss - sondern auf der anderen Strassenseite gegenueber. Das ist schon angenehm, wenn man gehalten hat - es faellt dieses Halsverenken weg, das man in Deutschland manchmal machen muss, um die Ampel zu sehen; dennoch finde ich es erstmal merkwuerdig.



Das neue Auto ist ein Automatik, was ich ziemlich langweilig finde. Dennoch hat auch so ein Automatikwagen seine Eigenheiten. Unseres zumindest schliesst man mit dem Schluessel (also der Fernbedienung) nur auf, waehrend man es dann nur mit einem "Start"-Knopf anlaesst (das ist schon eher cool). Die "Handbremse" bedient man mit dem Fuss und zu starten geht es nur, wenn man gleichzeitig die Bremse bedient (vielleicht alles kalter Kaffee fuer jemanden, der einen Automatikwagen hat, fuer mich allerdings Neuland). Wenn man also nichts macht, es aber im Fahrmodus hat - dann faehrt es einfach. Oha!



Wir kamen gut bei Tommys Arbeitsstelle an und fanden sogar einen Schattenparkplatz. Die Kinder hatten eigentlich schon gegessen, wir sind dennoch zu McDonalds gefahren - vorher habe ich noch Tommys Vorgesetzten kennengelernt, der tatsaechlich mal bei uns Daheim um die Ecke stationiert war. Der Henry wollte fuer sich selbst bestellen, was gut geklappt hat. Es ist faszinierend, wie schnell er zwischen den beiden Sprachen hin- und herschalten kann, groesstenteils ohne Verluste. Wir waren schon fast fertig mit Essen, da kam ein alter Herr auf uns zu und dankte dem Tommy (der war ja in Uniform) fuer seinen Dienst am Vaterland... Dann erzaehlte er noch von seinem Enkel, der in Korea stationiert ist und es dort nicht so schoen findet. Es ist interessant zu sehen, wie hier wildfremde Menschen ueberhaupt kein Problem damit haben, ihr Privatleben sofort zu erzaehlen (ich meine, wir kennen den doch ueberhaupt nicht - er hat also seinen Enkel erzogen, weil dessen Vater ein Alkoholiker war; sein eigener Vater ist schon 90 und ist Veteran aus dem Zweiten Weltkrieg...). So geht eine Mittagspause auch schnell rum. Andererseits ist es auch ein wenig nett - der Tommy erzaehlt sogar, dass manchmal fremde Leute fuer sein Mittagessen bezahlen, wenn er da wo in Uniform auftaucht. Offenbar gibt es hier eine ziemlich positive Stimmung, was das Militaer angeht (zumindest im Moment - ich habe das ganz anders gehoert von Vietnamveteranen...).



Anschliessend haben wir ihn also wieder bei seiner Arbeit abgesetzt und sind in den Lebensmittelladen nebendran gegangen. Endlich hatte ich mal ein wenig Zeit, mir alles ein wenig anzusehen - da der Tommy ganz hibbelig ist beim Einkaufen und so komme ich nicht so dazu, wenn er dabei ist. Da gibt es tatsaechlich eine grosse Mueslibar (ernsthaft vielleicht 100 verschiedene Arten), an dem man sich sein eigenes Muesli nach Belieben selber mischen kann und dann ueber das Gewicht bezahlt. Interessantes Konzept fuer einen Supermarkt. Dann gab es "Schwarzwaelder Brot" im Brotregal, was - wir ahnen es - hoechstens als "Dunkles Toastbrot" durchgegangen waere. Es war nicht einfach, ganze Karotten zu finden - so viele verschiedene Karottenprodukte (gestiftelt, geschaelt, in Scheiben, in klein...), aber einfach ein paar Karotten, so wie sie sind? Ich bin dann doch fuendig geworden - genau sieben Karotten in einer Plastikhuelle fuer 90 Cent.

Wieder zu Hause haben die Kinder erstmal geschlafen, zumindest abwechselnd. Der Tommy war schon kurz nach sechs da - wir sind dann noch zu unserem Kabelfernsehenladen gegangen, um die aktuelle Rechnung zu begleichen. Man bezahlt also mit Kreditkarte vor Ort? Finde ich umstaendlich, ich mache sowas sonst immer per Bankeinzug. Auf dem Weg dorthin ist es mir mal wieder aufgefallen: Es gibt hier viele Autos, die was zu reparieren haben. Viele grosse Schrammen, Beulen, Roststellen und abgeklebte Teile - in Deutschland laesst man eher die Fassade vom Wohnhaus abfallen, als dass man sein Auto nicht top in Schuss haelt... Wenn ich da an unsere Gegend zu Hause denke, da sehen die Haeuser oft schlimm aus - aber die Autos sind gewaschen und gewachst. Verrueckte Welt!

Es ist nicht mehr ganz so heiss wie die letzten Tage, also war auch die Nacht nicht so aetzend. Ich habe endlich die Verdunklungsvorhaenge aufgehaengt, die uns Tommys Verwandte gegeben haben; die reichen zwar nicht fuers ganze Fenster, aber es ist schonmal besser als vorher. Ich hoffe, dass die Kinder jetzt nicht mehr beim allerersten Sonnenstrahl aufwachen!

... comment