Arizona
...?!
Dienstag, 19. November 2013
Strassen, Geschaefte und Bibelfernsehen
Ist es Montag? Dienstag? Oder was? Je laenger ich hier bin, desto unklarer wird es mir. Jeden Tag scheint die Sonne, jeden Tag muss der Tommy irgendwohin so scheint es mir - aber es ist auch jeden Tag alles offen... Jetzt sind es schon drei Wochen, seitdem wir hier sind - ich denke manchmal, "normale" Leute haetten ja nie im Leben so einen langen Urlaub, aber wie Urlaub fuehlt es sich hier nicht so wirklich an. Da der Tommy weiterhin arbeiten muss, haben wir nicht die Zeit, so viel zu unternehmen, wie es in einem Urlaub so waere und leider haben wir auch nicht so viel Geld, da jeden Tag eine Riesensause zu machen...



Da bleiben nur die kleinen Freuden! Also sind wir heute einfach mal rumgefahren, naterlich nicht, ohne dass der Henry die ganze Zeit wieder zurueck zu seiner "Maus" (dem Spielding vom Vortag) gewollte haette... Kann ich ja auch verstehen - ich will auch jeden Tag Spass haben! Die Strassen sind angenehm zu befahren, das Tempolimit von 35 bzw. 40 Meilen die Stunde (ist ungefaehr zwischen 50 und 60 km/h) ist sehr ueberschaubar. Es gibt eigentlich nichts, was man nicht darf, und entgegen meines Vorurteils fahren alle hier eigentlich auch ziemlich flott (zumindest schneller als das Limit...!). Die Verkehrsschilder sind lustig - irgendwie wie bei uns und dann doch wieder... Zumindest falsch abbiegen ist kaum moeglich: Es warnen bestimmt 4 Schilder, bevor man in eine falsche Richtung einbiegt. Na dann!



Wir sind dann natuerlich doch nochmal einkaufen gefahren und haben nochmal kurz bei Tommys Arbeitsstelle vorbei geschaut. Leider hatte es mit unserem Mittagessen nicht geklappt, also sind wir weitergefahren. Ich habe zwei kleine Geschaefte ausgetestet - es war lustig, jeder scheint so bemueht zu sein. Sobald ich reinkam, wurde mir von der Dame hinter der Kasse (die war gerade mit jemand anderem beschaeftigt) ein "Hallo, schoen, dass Sie da sind! Ich bin gleich bei Ihnen!" entgegengefloetet... Das ist doch mal ein wenig ungewohnt fuer mich... Ich kenne das von zu Hause anders: Da moechte man ja manchmal der Kassiererin, vor der man direkt steht und eigentlich nur noch bezahlen moechte, einfach nur ein "HALLO, ICH BIN DA!! AUFHOEREN mit dem privaten Gequassel, denn ich WILL BEZAHLEN!!". Vielleicht bin ich da auch ein wenig, aehm... Uebellaunig?



Es war jedenfalls auch mal ganz schoen, auch wenn ich aus fehlender Gewohnheit da schon eher ein ungutes Gefuehl hatte. Aber nein: Sogar als wir nichts gekauft haben, gab es noch gute Wuensche beim Rausgehen! Wir sollten also einen "perfekten Tag" haben - wie nett :-) Naja, es war ein eher mittelpraechtiger Tag, aber das war schon sehr freundlich. Abends haben wir wieder Fischfilets gegessen , wow, die Wohnung heizt sich wirklich gut auf mit dem Ofen... Dann haben wir doch wirklich in eine monumentale Verfilmung der Bibel reingeschaltet - und wo gabs die? Auf dem History-Kanal. Nunja.

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Montag, 18. November 2013
Zoo, Magenschmerzen und Spielhoelle
Einmal mehr war es ein sonniger Sonntag hier im schoenen Arizona - was macht man also an so einem schoenen Tag? Richtig, wir wollten in den Zoo gehen :-) Der Henry hat sich schon gefreut, auch wenn ich ihm erklaeren musste, dass wir dort leider nicht seinen Lieblingscousin werden treffen koennen, denn der ist ja bei meiner Schwester Daheim. Ich bin erstmal auf die Webseite des Zoos gegangen, um die Anfahrt, Oeffnungszeiten und Preise nachzulesen. Da kostet es doch tatsaechlich 20 Dollar fuer einen Erwachsenen und 10 Dollar fuer Kinder ueber 3, wow, das ist ja nicht gerade guenstig. Da dachte ich doch, dass uns da viel fuer geboten wird - aber: Zufaellig wurde genau an diesem Sonntag der oertliche Triathlon ausgerichtet - im Zoo! Die Webseite wies mich also freundlich darauf hin, dass nur ungefaehr die Haelfte der Wege oeffentlich zugaengig sein wuerden - und ich erwartete ziemlich viele Leute wegen des Triathlons. Alles nicht so wirklich das, was ich mir da fuer 50 Dollar vorgestellt hatte, so beschlossen wir, an einem anderen Tag hinzugehen.



Der Tommy hatte leider den ganzen Morgen ziemliche Magenschmerzen und lag im Bett - na toll, natuerlich ist sowas immer bloed, aber am Wochenende ja dann noch mehr. Wenigstens hatte er die Moeglichkeit, sich ein wenig auszuruhen. Die Lilly hatte ein wenig Halskratzen, so wie es sich anhoerte - es ist wirklich unheimlich, wie sehr es hier nachts abkuehlt. Ich denke, wir hoeren wohl besser auf, bei offenem Fenster zu schlafen. Erst ist es so warm, dass alle schwitzen, und wenn es dann kalt wird, ist das natuerlich nichts. Wie es wohl allen Zuhause geht? Dort ist es ja schon ordentlich kalt. Zum Glueck ist meine Schwester mal zu unserem Haus gefahren um nach dem Rechten zu sehen - es ist schon sehr beruhigend zu hoeren, dass alles gut ist :-)

Am fruehen Nachmittag beschlossen wir, dann doch noch was fuer die Kinder zu unternehmen. Erstmal mussten wir wieder tanken - die haben an den Tankstellen hier noch weiter reduziert: Jetzt braucht man nicht mal mehr zum Bezahlen hier Personal! Man bezahlt vor dem Tanken direkt an der Zapfsaeule per Kreditkarte.
Die Preise sind per Gallone (fast 4 Liter).


Wir fuhren zu einem Kinderrestaurant, und sowas Verruecktes hatte ich ja noch nie gesehen! Durch eine Eingangsschleuse liefen wir hinein und bekamen erstmal einen durchsichtigen Stempel auf den Arm - wofuer der wohl gut war? Wir bestellten was zu Essen, dazu gab es 40 kleine Muenzen, die alle an umliegenden Spielgeraeten benutzt werden konnten. Einige Geraete waren reine Spielgeraete (das Uebliche: Mehrere Schaukelautos, ein Hubschrauber, ein Pferd...), andere eher wie auf dem Rummelplatz (Hau den Lukas, Dreckschieber und dergleichen). Fuer letztere gab es - je nach Erfolg des Spielens - immer kleine Spielscheinchen, die das Geraet ausspuckte und die man offenbar zum Schluss gegen einen Gewinn eintauschen konnte. Unter der Decke hing eine grosse Roehre, die von den Kindern erklettert werden konnte und am Ende in einer Rutsche endete. Was fuer ein Ort!



So viele herumflitzende Kinder, es war ordentlich laut. Alle hatten mords Spass. Wir hatten ja gedacht, dass wir da super was gewonnen hatten, haha, aber natuerlich gabs fuer unsere 68 Scheinchen zum Schluss (na immerhin!) nur ein Kindertattoo, ein paar Sticker, eine Troete und einen Plastikhuepffrosch. Sogar die Scheine einloesen war lustig - die musste man in eine Maschine stecken, die dann mit lauten Schmatzgeraeuschen alles "aufass" und zum Schluss einen Zettel mit der Anzahl der Scheine drauf buchstaeblich ausspuckte. Was fuer eine Idee! Auf dem Weg nach draussen offenbarte sich dann der Sinn des Eingansstempels: Hier wurde ueberprueft, ob die Kinder auch die gleiche Nummer wie wir auf dem Arm hatten - damit wir in dem Gewusel keine anderen Kinder mitnehmen konnten.

Der Abend ging ganz in Ruhe zu Ende, die Kinder waren ordentlich geschafft. Leider fanden sie dennoch vor 9h keinen Schlaf, schade, ich hatte auf eher gehofft. Vielleicht schlafen sie dann ein wenig laenger? Das ist immer eine Hoffnung, die sich hoechstens zur Haelfte erfuellt. Der Tommy muss Montags immer zum Fruehsport, igitt, um 6h morgens...
Da bleibe ich doch lieber noch etwas im Bett :-)

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Sonntag, 17. November 2013
Teambuilding, Kuchen und Sport
An einem Samstag sollte man eigentlich frei haben, sogar wenn man sonst Vollzeit arbeitet - finde ich jedenfalls. Ausnahmen bestaetigen natuerlich die Regel, so auch bei uns dieses Mal: Es war ein Vormittag des Teambildens geplant, mit den Kollegen und den Neuen. Da es hiess, dass die Familien dabei auch erwuenscht und gewollt sind, fanden wir uns in einer grotesken Situation wieder: Die Kinder schliefen noch, als es Zeit war auf zu stehen, denn: Um Viertel nach sechs war es soweit und der Wecker klingelte. Der Kaffee war schnell ausgetrunken, die Kinder nahmen es ueberraschend sportlich. Ich meine, die Lilly ist ja eigentlich ein sehr positive Aufwacher - das heisst, sie freut sich, einen zu sehen und startet ihren Tag normalerweise mit einem Laecheln. Nicht so der kleine Henry. Da muss ich ganz vorsichtig sein - ich fluestere, singe, kuschele - und manchmal habe ich Glueck und er nimmt es gut auf, ohne Weinen und so. Doch heute war alles wunderbar!

Es ging also los, bei fuer uns schon ziemlich kuehlen 18 Grad - ja, ich muss sagen, ich hatte eine Strickjacke an zur langen Hose. Wir fuhren nur ungefaehr 15 Minuten, bis wir am Park ankamen, an dem alles stattfinden sollte. Wie immer waren wir unter den Ersten, die da waren - es waren allerdings keine Familienmitglieder zu sehen, also nur Maenner in Uniform. Na bravo... Kein Wunder, es war ja auch erst halb acht - wenn es nach mir gegangen waere, ich waere auch noch im Bett gewesen. Die Minis und ich sind erstmal zum Spielplatzbereich gelaufen; es war einer von mehreren. Auf dem Weg zu einer groesseren Spielflaeche lief uns eine junge Frau mit einem kleinen Kind entgegen, die natuerlich - wer wuerde sonst um die Uhrzeit dort sein?! - wusste, dass wir auch zu der Gruppe gehoerten. Tatsaechlich war aber noch eine andere Gruppierung da, das waren aber alle Hundemenschen, die einen Parkour fuer ihre Vierbeiner aufbauten. Die junge Frau stellte sich als Linguistin heraus (was fuer ein Zufall!) mit einem finnischen Mann. Ich haette so gerne mich mal mit ihr unterhalten, wie da das Studium in den USA aufgebaut ist und was sie an Theorien und alles kennengelernt hat, aber die Kinder wuselten so wild herum, es war an ein echtes Gespraech kaum zu denken. Sie erzaehlte, dass ihr Kleiner bislang noch nicht spricht, obwohl er schon fast drei Jahre alt ist (sie erziehen ihn nicht bilingual, weil sie kein finnisch spricht - sehr schade!). Anscheinend macht ihre Familie fuer jegliches "Hinterherhinken" des Kleinen (sei es empfunden oder tatsaechlich) ausschliesslich sie verantwortlich. Traurig!

Der Eingang zum Park


Gegen halb neun hing mir der Magen schon ordentlich in den Kniekehlen, also schnappte ich die Kinder und fuhr einfach mal geradeaus - das Mittel der Wahl hier - und fand auch, was ich suchte: Einen Ort mit Fruehstueck! Ich hatte erst woanders gehalten, dann aber festgestellt, dass die erst um 11h aufmachen (wer haette mit solchen Oeffnungszeiten in den USA gerechnet?!), also sind wir - zu Starbucks gegangen! Grosses Hurrah! Die haben mir alles schoen eingepackt, den Kaffee, den Kakao, den griechischen Joghurt und die Sandwiches. Wie ein Traum, der wahr wird!



Wieder zurueck im Park (und bei geradeaus hin und geradeaus zurueck habe ich nicht mal das Navi gebraucht... Man verweichlicht schon mit der Zeit!) habe ich dem Tommy erstmal seinen Kaffee gegeben und dann ging es wieder zurueck zum Spielplatz. Dort kam ich mit einer Mutter ins Gespraech, deren Mann aus England stammt (der Tag der Zufaelle), die empfahl mir einen Kinderklamotten-Secondhand-Laden in der 32nd Street, "Other Mothers" - muss ich mir mal anschauen. Eine andere Dame kam dazu und fragte mich begeistert, wo ich denn her waere - sie hiess Gretchen und fand das ganz grossartig, es mal ganz "deutsch" ausgesprochen zu hoeren (sie war allerdings ueberrascht, als ich ihr sagte, dass es bei uns nicht mehr so der wirklich aktuelle Name ist... Eher ein Klassiker... Aeh...). Was mir aufgefallen ist: Beide Damen waren schon deutlich ueber 40 und hatten Kinder unter einem Jahr alt - ist das heutzutage ueberhaupt noch was Besonderes? Oder ist das ein Indikator fuer eine gewisse Bildungsschicht oder vielleicht sogar den finanziellen Hintergrund?

Gegen halb 12 wurden uns Subway Sandwiches spendiert und ich lernte noch ein paar andere Ehefrauen kennen, die dann doch noch eingetrudelt waren. Jede kam auf mich zu und sagte etwas wie "Ach, wie schoen, dass wir uns endlich kennenlernen, ich habe schon so viel von Dir gehoert" - eine Floskel, die mich aber immer erstmal sprachlos macht. Wer ist diese Frau? Warum weiss ich nicht mal ihren Namen, und - sollte es mich interessieren?? Keine halbe Sunde spaeter waren wir schon wieder auf dem Heimweg - zu Hause angekommen machte die Lilly erstmal ihr laengst ueberfaelliges Schlaefchen.

Airconditioners - wie so haeufig auf einem Dach


Ich hatte mir Kaffee und Kuchen gewuenscht, also fuhren wir los zur "Paradise Bakery", hielten vorher, um das Auto zu waschen (ein Samstagsklassiker). Oder besser: Um es waschen zu lassen! Es ist geradezu unheimlich: Fuer 5 Dollar fahren die Dein Auto erst durch die Waschanlage, dann wienern ein paar Leute im Eilmodus um es herum, um auch wirklich jeden Wassertropfen weg zu polieren... Natuerlich erwarten die nachher ein Trinkgeld, ein Konzept, an das ich mich noch gewoehnen muss. Trotzdem - die Preise sind unheimlich. Fuer 12,99 Dollar haetten wir das Auto aussen UND innen waschen und aussaugen lassen koennen, alles, waehrend man gemuetlich wartet. Im Laden selbst habe ich natuerlich gesehen, wie die auf ihren Schnitt kommen: Ueberall Kinderspielsachen und fies ueberteuerte Getraenke. Ich hatte ja vermutet, dass fuer diese Dumpingpreise da irgendwelche geschlagenen, illegale Mexikaner rumflitzen wuerden, aber es sah zumindest nicht so aus. Naja, Kapitalismus ist ja auch nur eine andere Art der Slaverei, da gibt man doch gerne Trinkgeld...



Wir sind also zum Café weiter gefahren, und ich muss sagen: Der Kuchen war klasse! Ich hatte einen Zimt-Napfkuchen (naja, ein Stueck davon), die Jungs hatten Zimtschnecken und dazu gabs Kaffee und Kakao. Herrlich! Alles Bio und dementsprechend nicht gerade billig, aber das ist ja auch der Grund, warum so viele Amerikaner uebergewichtig sind: Fettes Essen ist einfach billiger als gesunde Sachen (wobei ich natuerlich nicht behaupten moechte, der Kuchen waere obergesund gewesen... Das war eher eine allmeine Bemerkung). Mir hat es jedenfalls sehr gefallen und geschmeckt, da koennte ich mich dran gewoehnen :-)

Immernoch auf der Suche nach einer Kommode haben wir - mal wieder - bei einem Thrift Shop gehalten, der ist sogar bei uns um die Ecke, war uns nur nicht so aufgefallen. Also mit Moebeln war da leider nichts los, aber ich habe fuer die Kleine wunderbare Ledersohlenschuhe gekauft, damit sie in naher Zukunft auch mal draussen wird laufen koennen. Die sind normalerweise nicht wirklich guenstig, aber diese hier haben 4 Dollar gekostet - ach, ich liebe Schnaeppchen!

Wieder Daheim angekommen bin ich fuer ein Stuendchen zum Sport gegangen, ach, ist das herrlich! Es ist beruhigend, zu sehen, dass der Koerper sich doch noch an fruehere Fitness erinnert, auch wenn derzeit kaum was von uebrig ist. Im Vergleich zu letztem Mal ging es schon wieder wesentlich leichter - wunderbar! Der Abend plaetscherte schoen aus, bis ploetzlich Tommys Telefone (Arbeit und privat) beide in einem merkwuerdigen Alarmton im Stil eines Feueralarms schrillten... Da wurden offenbar seit nachmittags zwei Kinder vermisst - und die Polizei schickt Beschreibungen auf die Handys in der Umgebung. Das ist doch mal eine Massnahme! Eines der Kinder ist erst ein Jahr alt - laut Beschreibung um die 30 Pfund schwer. Oje...

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