Arizona: 2013-11-23
Samstag, 23. November 2013
Regen, Hut und Rotwein
Als ich aufwachte, hoerte ich bereits das sanfte Plaetschern des Regens, ein Geraeusch, das sich auch den ganzen Tag lang nicht aendern sollte. Der Himmel war also grau und verhangen, mal was Neues - immerhin war es auch auf knapp 15 Grad abgekuehlt. Henrys Speierei hatte sich inzwischen zu einer Art Husten entwickelt, aber der Lilly gings besser. Ich verbrachte den Tag ohne Computer, denn der Adapter ist endgueltig im Eimer. Aber das machte ja nichts, ich hatte genug hier zu tun. Das konstante Hintergrundgeraeusch durch den Regen wurde nur noch durch das Gemaunze zweier Katzen unterbrochen, die sich vor unserer Wohnungstuer in die Ecke gedraengt hatten... Als der Tommy nach Hause kam, sagte er, die waeren wohl vom Nachbarn - so elend, wie die da im Regen hockten, war ich kurz davor, sie zu adoptieren...



Wir sind also mal wieder einkaufen gegangen, nachdem wir festgestellt hatten, dass bei meinem Computer auch der Adapter von Tommys Arbeits-PC passt - wenigstens was fuer den Moment. Ich hatte ja schon den Eindruck, dass hier im Supermarkt alles groesser und so ist, aber es wird nochmal eine ganz andere Nummer, wenn man zu "Sam's Club" wechselt: Das ist in etwa wie Metro zu Hause, da war ich ja nur einmal vor Jahren, aber ich kann mir vorstellen, dass hier die Mengen nochmal andere sind (oder hat jemand eine 4 Liter Sidolinflasche dort schonmal gesehen?!). Unglaubliche Mengen! Alles sehr unuebersichtlich, aber wir haben uns durchgekaempft. Jetzt brauchen wir vermutlich bis zur naechsten Jahrtausendwende kein Toilettenpapier mehr zu kaufen, auch Nutella, Kaffee, Baby-Feuchttuecher und Getraenke duerften ein wenig halten...

Der Henry hatte eine unglaublich schlechte Laune - zwar konnten wir die Kinder nebeneinander in den Einkaufswagen setzen (schoene Vorrichtung), aber er hoerte nicht auf zu versuchen, die Lilly aus dem Wagen zu ekeln. Das war zuerst; also er dann versuchte, sie rauszuwerfen, habe ich sie dann doch hoch genommen. Irgendwann muss er dann seinen Lieblingshut rausgeworfen haben, was von uns zunaechst unbemerkt blieb. Kurz nach dem Bezahlen fragte er folgerichtig danach (schliesslich ist es der absolute Lieblingshut!), was dazu fuehrte, dass erst ich, dann ich mit ihm, dann der Tommy - und zum Schluss nochmal ich mit dem Henry den Laden abging. Den LADEN, wie gesagt - ich war froh, wieder den Ausgang zu finden... Als ich schon aufgegeben hatte und die Rede anfing mit "Weisst Du noch, als Du Deinen Thomas [die Lokomotive] im Spielplatz verbuddelt hast und er nicht mehr aufzufinden war...?!", fragte ich eine Mitarbeiterin bei den Kassen, wo denn eventuell verlorene Sachen abgegeben wuerden? Lange Rede, kurzer Sinn: Da war die Muetze. Ich war froh und erleichtert, auch wenn das Verlieren - vielleicht - auch eine Lektion fuers Leben gewesen waere. Zumindest habe ich dem Henry nochmal eingeschaerft, NICHTS aus dem Wagen zu werfen beim Einkaufen. Die beiden Minis haben wirklich im Moment eine kleine "Kriegsphase". hoffentlich endet das bald.

Auf dem Nachhauseweg erzaehlte mir der Tommy, dass er bei der Arbeit nur haarscharf an einem ordentlichen Aerger vorbeigeschrammt ist - er hatte sich an den Anweisungen seines Chefs orientiert, die anders als die neuen, allgemeinen Vorgehensweisen waren. Das beweist nur wieder: Am Besten, man arbeitet immer und ueberall hyperkorrekt, damit einen das nicht irgendwann in den Allerwertesten beisst.



Der Abend klang eigentlich sehr nett aus - wir hatten eine kleine Flasche Rotwein gekauft (naja, 1,5 Liter... Das war aber die kleinste Abfuellgroesse), die der Tommy dann ohne Oeffner irgendwie aufbekam. Die Pointe kam morgens um 6 Uhr: Der Henry hustete, und hustete, und hustete - bis er sich schliesslich wieder uebergab. Hurrah! Also alles wieder auf Anfang. Waesche waschen, putzen, raeumen... Puh. Heute Morgen ist zwar das letzte Mal Kuebelei schon fast 3 Stunden her, aber er weint, dass er Hunger hat... Es ist nicht einfach, da standhaft zu bleiben, aber es nuetzt ja nichts. Ich hatte wirklich gedacht, er haette es hinter sich - hoffentlich diesmal...

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Krankentag Teil 2
Der Donnerstag war wirklich aufregend: Den Kindern ging es nicht besonders, mir auch nicht - und es fing an zu regnen. Aber nicht irgendwie: Es regnete den ganzen Morgen und es wurde tatsaechlich deutlich kuehler. Der Tommy war mit dem Auto gefahren, also waeren wir sowieso eingeschraenkt gewesen, was unsere Aktivitaeten angingen. Ich hatte wirklich alle Hoffnungen, dass der Henry sich nicht mehr uebergeben wuerde, er sah wieder fitter aus und hatte zum Glueck auch nicht - wie beim letzten Mal Kotzeritis - ueberall komische rot-weisse Flecken bekommen (die sich damals im Krankenhaus als "normale" allergische Reaktion auf den Virus, der auch das Gekuebele ausgeloest hatte, herausstellten). Er hatte den Vortag genau 2 Scheiben trockenen Toast gegessen, immerhin schon etwas.



Wir schauten also - einmal mehr - unsere Kindersendungen; das klingt schlimmer, als es ist: Seit er regelmaessig die Sesamstrasse schaut, findet er ueberall Buchstaben und Zahlen, ganz ohne, dass ich die Sendungen irgendwie kommentiere oder "nachbespreche". Ich weiss, dass einem jeder erzaehlt, dass Fernsehen komplett verdummt und als Linguistin kann ich ja quasi genetisch da garnichts gegen sagen - meine persoenliche Erfahrung spricht aber ein bissel dagegen im Moment. Ich wuerde keinesfalls irgendeinen Druck aufbauen oder aber mir quasi selber eine reinhauen, weil mein knapp Dreijaehriger noch nicht bis 100 zaehlen oder das Alphabet vorwaerts, rueckwaerts, seitwaerts, kann - aber natuerlich freue ich mich, wenn er was weiss :-)

Ploetzlich wurde das Programm unterbrochen, und oben im Bildschirm wurde eine Zeile eingeblendet, begleitet von einem echt schrillen Alarmton. Da las ich doch tatsaechlich, dass das ein Test war fuer einen Katastrophenfall, an dem Menschen vor dem Fernseher vor irgendwas gewarnt werden sollten (Sturm, Flut,...). Gefolgt wurde das Ganze von einer maennlichen Stimme, die im Prinzip nochmal das Gleiche erzaehlte, was ich schon gelesen hatte. Wow. Ich schaetze mal, hier schauen einfach wesentlich mehr Leute fern, als dass sie Radio hoeren - vielleicht warnen sie aber auch nur an allen Stellen.

Ansonsten wird das Programm dominiert vom Attentat auf JFK vor genau 50 Jahren (ganz genau am Freitag dann). Es bestehen immernoch saemtliche Verschwoerungstheorien, jeder wirbt damit, dass er jetzt endlich die entscheidende Information hat, um aufzuklaeren - natuerlich ist da immer nur sehr wenig bis garnichts dabei. Irgendwie hatte ich immer das Gefuehl, das Ganze waere im Spaetsommer passiert - immerhin sass er da im offenen Wagen und so - aber ich habe mich auch nicht so eingehend damit beschaeftigt, muss ich ja sagen.

Was glaubst Du, wer hinter dem Kennedy-Attentat steckt?
Ganz klar - es war Lee Harvey Oswald, wer denn sonst?
Das war eine Verschwoerung - wenn nicht die Jungs vom KGB, dann vielleicht sogar das FBI selber.

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Erstellt von eva is thinking am 2013.11.23, 05:40.



Der Tommy rief mich an, um mir mitzuteilen, dass er doch nicht, wie befuerchtet, lange arbeiten musste, also war er gegen 18h Daheim. Die Kinder haben sich geradezu auf ihn gestuerzt, was man ihnen ja nicht verdenken kann: Nach zwei Tagen zu Hause habe ich mich selber auch gelangweilt - da freut man sich doch, wenn man jemand anderen sieht. Das Resume des Tages ist aber, dass es den Minis besser ging, das ist doch die Hauptsache. Morgen wird es sicher wieder aufregender!

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